Watermodel-Strategien: Welche Einstellungsmöglichkeiten können die Watermodel-Berechnung beeinflussen?

Wie wirken sich verschiedene Watermodel-Strategien auf Kapazitätsprognosen und Risikobewertungen aus?

1. Berücksichtigung der Ist-Zeiten (Watermodel II)

Mit Watermodel II fließen gemeldete Arbeitszeiten direkt in die Kapazitätsberechnung ein. Dadurch wird die Prognose der Ressourcenauslastung realistischer – insbesondere bei Abweichungen vom ursprünglichen Plan. Gleichzeitig steigt die Motivation der Mitarbeiter zur regelmäßigen Zeiterfassung, da diese nun einen spürbaren Einfluss auf die Planung hat.

Beispielszenario 1 – Überlastung laut Planung:
Ein Mitarbeiter mit einer Wochenkapazität von 40 Stunden erhält folgende Arbeitspakete:

  • Dokumentation erstellen: 5 Tage, 20 Stunden

  • Workshop: 2 Tage, 16 Stunden

  • Management-Meeting: 1 Tag, 8 Stunden

In der Standardplanung ergibt das 44 Stunden – eine Überlastung. Can Do zeigt diese durch eine rote Risikowarnung an. Watermodel verteilt den Aufwand linear über die Dauer der Pakete, d. h., für das Dokumentationspaket werden täglich 4 Stunden angenommen.

Reaktion von Watermodel II:
Meldet der Mitarbeiter jedoch für Montag und Dienstag je 2 Überstunden, reduziert sich der verbleibende Aufwand. Die Arbeitspakete passen nun in die verfügbare Zeit, und die Risikowarnung verschwindet. Kapazitätsrisiken werden also dynamisch auf Basis der Ist-Zeiten neu bewertet.

Beispielszenario 2 – Überlastung durch Leistungsverzug:
Gleiches Setup, aber mit folgenden Paketen:

  • Dokumentation erstellen: 5 Tage, 20 Stunden

  • Workshop: 2 Tage, 16 Stunden

  • Management-Meeting: 1 Tag, 4 Stunden

Geplante Auslastung: exakt 40 Stunden. Arbeitet der Mitarbeiter aber anfangs weniger als geplant, müssen die restlichen Stunden kompensiert werden – es entsteht eine tatsächliche Überlastung, die das System korrekt erkennt.

2. Autokorrektur des Planaufwands

Ein zusätzliches Feature ist die automatische Anpassung des Planwerts an die gemeldeten Ist-Zeiten. Wird in einem Arbeitspaket mehr oder weniger gearbeitet als geplant, korrigiert das System den Planwert entsprechend:

  • Beispiel: Geplante Zuweisung: 4 Stunden → Rückmeldung: 5 Stunden → Neue Zuweisung: 5 Stunden

  • Begrenzung: Planwerte können nicht unter bereits gemeldete Stunden gesenkt werden.

Hinweis: Die Autokorrektur muss am zentralen Can Do-Server aktiviert werden. Eine Rücknahme der Änderungen ist nicht möglich – daher sollte diese Funktion vorab im Testsystem geprüft und die Datenbank gesichert werden.

3. Watermodel Strategy 0 – Planung ohne Zeiterfassung

Nicht alle Unternehmen erfassen Ist-Zeiten. Standardmäßig würde das System dann annehmen, dass an nicht rückgemeldeten Paketen nicht gearbeitet wurde – was fälschlich zu Überlastungswarnungen führen kann.

Lösung: Watermodel Strategy 0. Hier geht das System bei abgeschlossenen Paketen davon aus, dass wie geplant gearbeitet wurde – unabhängig davon, ob Ist-Zeiten vorliegen.

Beispiel:
Zwei parallele Pakete mit je 100 % Zuweisung → Überlastung laut Planung (24 Stunden bei 16 verfügbaren Stunden).
Wird eines der Pakete abgeschlossen ohne Zeiterfassung, geht Strategy 0 davon aus, dass der Aufwand geleistet wurde – das Risiko bleibt bestehen, da die Kapazitäten als verbraucht gelten.

4. Mischbetrieb – Watermodel Strategy 4

Viele Unternehmen erfassen Zeiten nur teilweise – z. B. in bestimmten Abteilungen. Für diese Fälle gibt es Watermodel Strategy 4:

  • Rückmeldungen werden verwendet, wo vorhanden.

  • Fehlende Rückmeldungen bedeuten: gearbeitet wie geplant.

Diese flexible Kombination erlaubt eine realistische Kapazitätsbewertung auch im Mischbetrieb.

Zusammenfassung der Watermodel-Strategien

Abgleichverfahren Beschreibung
Watermodel (Strategy 1)
  • Abgleichverfahren für Berechnung der Kapazitätsprognosen
  • Es werden keine starren Zeitfenster zur Berechnung herangezogen, sondern die gesamten Arbeitspakete in ihrem Zusammenspiel
  • Ist-Zeiten werden bei der Berechnung der Kapazitäten nicht berücksichtigt 
Watermodel II (Strategy 2)
  • In der Berechnung der Kapazitätsprognosen wird der geplante und der gemeldete Aufwand berücksichtigt
  • Bei Abweichungen zu Plan-Zeiten wird die Kapazitätsverfügbarkeit neu berechnet bzw. aktualisiert
  • Für abgeschlossene Objekten wird der Ist-Aufwand verwendet
  • Der Restaufwand wird über die gesamte Objektlänge verteilt 
Watermodel II (Strategy 3)
  • In der Berechnung der Kapazitätsprognosen wird der geplante und der gemeldete Aufwand berücksichtigt
  • Bei Abweichungen zu Plan-Zeiten wird die Kapazitätsverfügbarkeit neu berechnet bzw. aktualisiert
  • Für abgeschlossene Objekten wird der Ist-Aufwand verwendet
  • Der Restaufwand wird auf die Zeit nach der letzten Rückmeldung verteilt 
Watermodel 0 (Strategy 0)
  • Für Unternehmen, bei denen über Can Do project intelligence keine Ist-Zeiten erfasst werden
  • System nimmt bei seinen Berechnungen den Plan-Wert
  • Bei abgeschlossenen Objekten wird der Planwert verwendet („gearbeitet wie geplant“)
  • Sollte eine Zeitrückmeldung erfolgen, wird diese nicht berücksichtigt 
Mischbetrieb (Strategy 4)
  • Für Unternehmen, bei denen nur vereinzelt Zeiten erfasst werden (z.B. wenige Abteilungen)
  • Wie Watermodel II (Strategie 3): Vorhandene Rückmeldungen werden berücksichtigt
  • Bei abgeschlossenen Objekten ohne Rückmeldungen wird der Planwert verwendet („gearbeitet wie geplant“) 
Autokorrektur
  • Planaufwand wird anhand der Rückmeldungen korrigiert
  • Darf nicht bei Watermodel Strategy 0 und 4 aktiviert werden 
 

5. Fazit

Die Watermodel-Strategien von Can Do bieten flexible, situationsgerechte Verfahren zur Kapazitätsbewertung – vom rein planbasierten Ansatz bis zur vollständigen Integration der Ist-Zeiten. Welche Strategie zum Einsatz kommt, hängt stark von den internen Prozessen, der Zeiterfassungskultur und dem gewünschten Steuerungsgrad ab. Die richtige Konfiguration ermöglicht eine präzisere Projektsteuerung, minimiert Kapazitätsrisiken und erhöht die Planungsgenauigkeit im gesamten Unternehmen.